Gut gepflegt ist halb gemalt – Pinsel richtig reinigen, aufbewahren und transportieren

Ein Blogartikel von Nicole Kreye, Aquarellakademie


Ein guter Pinsel ist ein treuer Begleiter – aber nur, wenn du ihn auch wie einen solchen behandelst. Ich bekomme oft Fragen von Teilnehmer:innen zu Pinseln: „Wie reinigst du sie?“, „Was machst du, wenn einer locker wird?“ oder „Wie transportierst du deine Lieblingspinsel?“ In diesem Artikel beantworte ich all diese Fragen – mit Tipps aus der Praxis und meiner ganz persönlichen Pinselroutine.


Nach dem Malen reinige ich meine Pinsel mit lauwarmem Wasser und etwas Pinselseife. Ich achte darauf, dass kein Wasser in die Zwinge läuft – das ist der Metallring, der Haar und Stiel verbindet. Denn: Wenn hier Wasser eindringt, quillt das Holz, die Zwinge lockert sich – und irgendwann ist der Pinsel dahin.

Aber Hand aufs Herz: ich vergesse es oftmals, die Pinsel richtig zu reinigen. Das ärgert mich sehr und ich arbeite sehr daran mich zu bessern.

Sobald der Pinsel sauber ist, spüle ich ihn kurz mit kaltem Wasser ab. Das festigt die Haarstruktur. Der Pinsel muss jedes Mal nach dem Malen gesäubert werden – ob nur mit Wasser oder gründlich mit Seife. Die Pigmente sammeln sich oft dort, wo die Haare in die Zwinge übergehen. Wenn sie eintrocknen, sitzen sie fest und sind kaum noch zu entfernen. Mit der Zeit spreizen sie die Haare – und die Spitze ist dahin.

Auch nach dem Reinigen neigen manche dazu, mit dem Lappen an den Haaren zu ziehen. Bitte nicht! Nur sanft abtupfen.


Bei echten Haarpinseln bringe ich die Spitze gern mit etwas Spucke wieder in Form – ein alter Trick von den alten Künstlern. Das ist sozusagen der Haarspray der Pinselhaare. Dann hänge ich sie kopfüber an ein selbstgebautes Gestell. Dafür habe ich eine Schwimmnudel eingeschnitten und als Halterung zweckentfremdet. So trocknet der Pinsel, ohne dass Wasser zurück in die Zwinge läuft.

Bitte niemals den Pinsel einfach im Wasserglas stehen lassen – das verbiegt die Haare, macht sie stumpf und schädigt dauerhaft die Form. In Kinderkursen ist das der „Pinselmörder“ und wenn ein Kind das zweimal hintereinander macht, dann


Am besten transportierst du deine Pinsel in einem Etui oder einem Köcher. Achte dabei darauf, dass die Pinselspitze nicht anstößt und sich nicht verbiegt. Die Plastikschutzkappen, mit denen viele Pinsel geliefert werden, nutze ich nicht – sie drücken die Haare nach außen ab.

Tipp: Ich habe mir in meiner Pinselmappe rutschfeste Gummitücher eingelegt, damit die Pinsel nicht hin- und herrutschen und ihre Form behalten.


Wenn sich der Pinselkopf von der Zwinge löst, kannst du ihn mit etwas Holzleim oder einem Tropfen Sekundenkleber vorsichtig wieder fixieren. Wichtig: vorher gut trocknen lassen und sicherstellen, dass kein Kleber in die Haare läuft.

Aber meist nutze ich einfach eine Zange und drücke die Zwinge etwas zusammen. Das reicht oft schon.


  • Besonders beliebt: Kolinsky-Rotmarderhaar (aus Sibirien) – extrem elastisch, formstabil und mit hervorragender Wasser- und Farbspeicherung. Perfekt für sehr feine Spitzen. Allerdings teuer, mit einer breiten Preisspanne von bezahlbar bis sehr hochpreisig.
  • Rotmarder (europäisch, z. B. Steinmarder oder Iltis): Gute Elastizität, jedoch nicht ganz so fein oder formstabil wie Kolinsky. Etwas geringere Wasseraufnahme.
  • Fehhaar (Sibirisches Eichhörnchen): Sehr weich, ideal als Verwaschpinsel – gleitet über das Papier, ohne die Struktur zu betonen.
  • Ziegenhaar: Bekannt aus der asiatischen Kalligrafie. Bildet sehr feine, lange Spitzen. Preisgünstiger und bei Aquarellmalenden zunehmend beliebt.
  • Vorteile: Hohe Wasseraufnahme, weiche Spitzen, ideal für fließende, feine Techniken.
  • Herkunft: Häufig aus Pelztierzuchten oder als Nebenprodukt der Fellverarbeitung – ethisch umstritten.
  • Nachteil: Weniger robust als moderne Synthetikpinsel – empfindlicher bei grobem Einsatz.
  • Hochwertige Synthetikhaare (z. B. Da Vinci Cosmotop Spin) kommen heute sehr nah an Echthaar heran; es gibt auch Mischhaarpinsel, die das Beste aus beiden Welten verbinden
  • Vorteile: tierfreundlich, oft robuster, pflegeleichter, günstiger
  • Wenn sich die Haare verbogen haben, kann man den Pinselkörper kurz in heißes Wasser tauchen – oft springen die Haare wie von Zauberhand zurück
  • Leider sieht man einem Pinsel nicht immer an, ob er gut ist – Beratung im Fachgeschäft lohnt sich. Auch auf Treffen mit anderen Aquarellist:innen findet ein reger Austausch statt. Und natürlich gibt es auch einfach Vorlieben, die andere nicht teilen.

Auch die Art, wie du deinen Pinsel hältst, beeinflusst seine Lebensdauer. Wenn du zu stark aufdrückst oder ständig gegen die Wuchsrichtung „schrubbst“, leidet die Spitze – egal ob Echthaar oder Kunstfaser. Eine entspannte, geführte Haltung verlängert die Lebensdauer deines Pinsels deutlich.


Ob aus feinstem Marderhaar oder moderner Synthetik – ein guter Pinsel verdient Pflege, Achtsamkeit und ein bisschen Zuwendung. Denn je besser du mit deinem Werkzeug umgehst, desto schöner wird dein Malprozess.